Bericht über Roland Pietzonka

1978 wird das Inselreich Tuvalu unabhängig, Vader Abraham und die Schlümpfe stürmen die Hitparade, Johannes Paul II wird Papst. Und Roland Pietzonka? Er wird Chef der Feuerwehr Niederlauken. Bis heute . . .

Nach 35 Jahren ist nun Feierabend

Roland Pietzonka gibt den Stab an die nächste Generation weiter

Von Alexander Schneider

Niederlauken. 35 Jahre lang stand Roland Pietzonka an der Spitze der Feuerwehr Niederlauken. Heute ist Schluss. Weil er will, nicht weil er soll. Er meint: „35 Jahre sind lange genug.“ Bei der Generalversammlung der Wehr heute Abend im Dorfgemeinschaftshaus verlässt er die Kommandobrücke und legt den Posten des Vorsitzenden in jüngere Hände. „Man soll gehen, wenn es noch bedauert wird“, sagt er.

Als Ex-Vorstand und Ex-Aktiver – seit 2009 gehört er der Alters- und Ehrenabteilung an – will er „seiner“ Feuerwehr weiter mit Rat und Tat dienen, wenn er gebeten wird. Und wenn die Wehr zum Einsatz gerufen wird, wäre es auch sicher falsch anzunehmen, dass der Roland seelenruhig daheim auf der Couch sitzen bleibt.

Roland Pietzonka ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann. Und mit dem Herzen: „Feuerwehr, das muss von innen kommen“, sagt er. Für die Pietzonkas war es nie eine Frage, dass man als junger Mann zur Wehr gehen muss. Schon sein Vater hat das so gehalten. Feuerwehr gelernt hat Pietzonka 1966 in Usingen. Seine Familie wohnte damals noch in der ehemaligen Kreisstadt. Rasch wurde er Gruppenführer und Mitglied des Vorstandes. 1973 heiratete er das „Laaker Mädche“ Ingrid Moses, und mit ihr zog er 1975 nach Niederlauken.

Gleich verhaftet

Als hätte man dort nur auf ihn gewartet, wurde er gleich „verhaftet“ und bekam als Gruppenführer sofort Verantwortung übertragen. Und als er 1978 dann Wehrführer und zugleich Vorsitzender der Feuerwehr wurde, wunderte das in Niederlauken schon niemanden mehr. Klar, dass er das Kommando über das 1975 angeschaffte Tragkraftspritzenfahrzeug übertragen bekam. Auch auf dem 1996 in Dienst gestellten neuen TSF war er der erste Mann an der Spritze.

Das Amt des Wehrführers übte er bis 2003 aus, ein Rückenleiden hatte ihn gezwungen, kürzer zu treten. Vorsitzender blieb er jedoch bis heute. Sechsmal wurde Pietzonka wiedergewählt. „Wir waren immer ein Superteam im Vorstand, und das wissen die Leute im Dorf auch“, blickt der scheidende Feuerwehrchef auf 35 Jahre zurück. Sein Erfolgsrezept – sei es beim Spendeneintreiben oder beim Rekrutieren von Helfern – war es immer, von Tür zu Tür zu gehen und das persönliche Gespräch zu suchen. „Anrufen ginge zwar auch, aber da wird man leichter abgewimmelt.“

Der Erfolg gibt ihm Recht. Beim Dorffest sind stehts genügend Leute und Kuchen da, und beim Bau des neuen DGH war die Wehr mit vielen helfenden Händen – und Geld – zur Stelle. „Wir könnten heute auch ein wasserführendes Fahrzeug haben, damals wurde aber entschieden, dass es besser war, das Geld ins DGH und ins neue Gerätehaus zu stecken, und eigentlich reicht das TSF ja auch für Niederlauken“, meint Pietzonka bescheiden.

Roland Pietzonka hat unter drei Landräten, drei Bürgermeistern und fünf Kreisbrandinspektoren gedient. Er ist Träger des Silbernen und des Goldenen Brandschutzehrenzeichens, der Goldenen Ehrenmedaille des Nassauischen Feuerwehrverbandes und des Deutschen Feuerwehrehrenkreuzes in Silber.